Beratungspraxis Peter Haas-Ackermann

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Systemische Familienberatung

Die Systemische Familienberatung ist ein psychologisches Verfahren, das zwar in erster Linie gesprächs- und verhaltensorientiert ist, aber auch darstellend-kreative Techniken einsetzt.

 

Gemeinsam ist allen systemischen Ansätzen die Perspektive – und das unterscheidet sie von den meisten anderen Verfahren -, Probleme und Symptome nicht als Pathologie (»Krankheit«) eines Individuums zu sehen, sondern als Rollen-Definition und -Festschreibung (z. B. als »Sündenbock«) durch ein soziales System (Familie, Paar, Gruppe, Team etc.).

 

Ziel: Grundsätzliches Ziel der Systemischen Familienberatung ist es, die Autonomie (Unabhängigkeit) und den Selbstwert jeder einzelnen Person bzw. jeden Familienmitglieds zu stärken – sowie den Zusammenhalt untereinander zu festigen, die Kommunikation und den Austausch zu verbessern und schädigende Beziehungsmuster zu verändern.

 

Im Beratungsbereich: Lösung von Generations-, Ablösungs-, Entscheidungs-, Trennungs- und anderen Problemen und Konflikten.

 

Zielgruppen: In der Systemischen Familienberatung kann sowohl mit dem gesamten System, als auch mit Teilsystemen und Einzelpersonen gearbeitet werden. Die Familienberatung wendet sich dementsprechend an Familien, Paare, Gruppen, Organisationen und andere soziale Systeme, aber auch an Einzelpersonen.

 

Vorgehensweise: Die Systemische Familienberatung ist eher lösungs- als problemorientiert. Sie geht davon aus, daß die Problemgeschichte für die Entwicklung geeigneter Lösungen oft wenig bedeutungsvoll ist.

 

Die Ziele (bzw. der »Auftrag«) der Beratung werden von den Klient/-innen (z. B. Familienmitgliedern) und den Berater/-innen (manchmal sind es zwei) in der ersten Stunde gemeinsam festgelegt. Die Ziele können sich allerdings im Laufe der Beratung ändern und werden immer wieder gemeinsam überprüft.

 

Je nach Situation werden die Sitzungen mit dem ganzen System, mit Untergruppen (z. B. „nur“ die Eltern, Geschwister) oder auch mit einzelnen Mitgliedern durchgeführt. Bei Gruppensitzungen entscheiden die Berater/-innen, wer an den Sitzungen teilnimmt.

 

Das System soll mit Hilfe des beraterischen Prozesses in Bewegung geraten und sich mittels seiner selbst stabilisierenden Eigenschaften neu ausrichten bzw. neu arrangieren. Alte Regeln und Muster können auf diese Weise revidiert und neue in das System eingeführt werden.

 

Theorie: In der Systemischen Familienberatung ist nicht der isolierte Mensch das Objekt der Betrachtung, sondern das ganze System, in dem er sich bewegt (z. B. die Familie, das Arbeitsteam) – einschließlich Subsystemen und den Beziehungen, die untereinander bestehen. Der Blick richtet sich auf bestehende Muster, Zusammenhänge und Dynamiken des Systems, ausgehend von dem Grundgedanken, daß sich die Handlungen von Mitgliedern eines Systems wechselseitig beeinflussen und das Netzwerk der Interaktionen das entscheidende Band zwischen Teilen und Ganzem eines Systems ist.
Im systemischen Ansatz geht man davon aus, daß verschiedene Wirklichkeiten existieren und es nicht nur eine »richtige« Wirklichkeit gibt. Die unterschiedlichen Sichtweisen und Muster, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens im Rahmen seiner Wirklichkeit entwickelt und die Auswirkungen, die diese individuellen Anschauungsweisen auf die bestehenden sozialen Beziehungen eines Systems haben – und umgekehrt, werden wechselweise betrachtet.

 

Grundsätzlich wird von dem Gedanken ausgegangen, daß das Verhalten der einzelnen Mitglieder eines Systems (Kinder, Eltern, Großeltern, Geschwister, Arbeitskollegen etc.) das Beziehungsgefüge des ganzen Systems beeinflusst. Das Hauptaugenmerk der Systemischen Beratung richtet sich daher auf das, was sich zwischen den einzelnen Systemmitgliedern abspielt und wie diese miteinander umgehen.
Jedes System hat gewisse, oft unausgesprochene »Spielregeln«, nach denen sich die Mitglieder austauschen und zumindest nach außen hin ein Gleichgewicht herstellen. Hat jedes Mitglied genügend Freiraum, dann sind die Grenzen des Systems klar und durchlässig, d. h. es kann auf Veränderungen flexibel reagieren. Sind die Grenzen jedoch zu starr oder diffus, wird das System belastet. Dann können sich beispielsweise die Großeltern in die Aufgaben des Elternpaares einmischen, oder der Vater beantwortet in einem Gespräch die Fragen, die eigentlich an seinen Sohn gerichtet sind. Manche Probleme werden über Generationen hinweg »vererbt«: Möglicherweise versuchen die Kinder, die Lebensträume ihrer Eltern oder Großeltern zu verwirklichen.
Ist die Familienbalance gestört, dann wird häufig nur ein Familienmitglied »auffällig«. Meist sind es die Kinder, die Verhaltensstörungen zeigen und so auf Störungen im System verweisen. In diesem Fall sind sie die so genannten »Symptomträger«, die durch ihre Symptome das gesamte System beschäftigen.
Unter Umständen verhindern sie gerade damit den Zusammenbruch des Familiengefüges. So können etwa die Schulschwierigkeiten eines Kindes dazu dienen, daß die »Streitehe« der Eltern nicht zerbricht – weil diese sich gemeinsam um die Probleme des Kindes kümmern müssen. Die Störung hat also eine positive Funktion, auch wenn die Symptomträger darunter leiden.
Der Mensch wird im systemischen Ansatz nicht von seinen Defekten her betrachtet, sondern von seinen Fähigkeiten und Ressourcen – die selbst in problematischen Verhaltensweisen, wenn auch verdeckt, zum Ausdruck kommen. In der Systemischen Beratung werden die Probleme und Symptome der Systemmitglieder dementsprechend neu interpretiert und als positiv und stabilisierend herausgestellt.
Damit diese Probleme aber dauerhaft überflüssig werden, macht man in den Beratungssitzungen zu starre oder zu diffuse Grenzen erfahrbar und einseitige Bündnisse werden enthüllt. Umgelenkte Konflikte, krankmachende Zuschreibungen, Machtkämpfe und komplizierte Beziehungsgeflechte werden aufgedeckt. Dadurch werden die gewohnten Kommunikationsformen und Verhaltensweisen in Frage gestellt und es wird zum Umlernen und Sich-neu-Arrangieren angeregt.

 

 

Dieser Text, der von mir leicht gekürzt und mit kleinen sprachlichen, jedoch nicht inhaltlichen Veränderungen versehen wurde, ist vom 1987 gegründeten Verein für Erforschung und Schutz unangepaßten Verhaltens e.V. (V E S U V) verfasst worden.  VESUV ist als gemeinnützig anerkannt und Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

 

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