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Jobwechsel: Wenn das Hobby zum Beruf wird

Viele Manager entdecken erst in einer Sinnkrise ihre wahre Leidenschaft und beginnen dann noch einmal von vorne: Sie machen ihr Hobby zum Beruf. Der Jobwechsel birgt Risiken, aber macht glücklicher. Wie der Umstieg gelingt.

 

Es trifft viele. Früher oder später, mit 25, 35 oder 45 Jahren, manchmal auch erst mit 55. Plötzlich geistern Fragen in ihrem Kopf herum, die sie sich vorher nie gestellt haben. Macht es wirklich Sinn, jeden Morgen für diesen Job aufzustehen? Füllt diese Arbeit mein Leben auf Dauer aus? Soll es das sein, was in meinem Leben Spaß und Erfüllung bringt?

 

*Hans Meier, ein langjähriger Kadermann in einem Dienstleistungsunternehmen geht tagein und tagaus seiner Arbeit nach, ist aber unzufrieden, weil er seine Visionen nicht umsetzen kann. (*Name geändert)

 

An diesem Tag ist das anders: Es macht Klick und ihn überkommt das Gefühl, dass sich etwas ändern muss. Jetzt. Sofort. So darf es nicht weitergehen! Er geht in ein Impuls-Seminar, stellt sich seiner quälenden Unlust und fasst am Ende eine folgenschwere Entscheidung: Er macht sein Hobby, die Liebe zu alten Apfelsorten, zum Beruf: Heute presst er sie zu feinem Apfelcider und brennt Apfelbranntwein.

 

Es war die beste Entscheidung meines Lebens», sagt der heute 60-Jährige. Erst in einer Sinnkrise entdecken viele Menschen, was sie wirklich antreibt. Sie zweifeln an den Inhalten im Job, haben immer weniger Lust an der Arbeit oder sind frustriert von der Dauerbevormundung durch den Vorgesetzten. Der Wunsch nach Veränderung wächst unaufhörlich. Anders als Meier wagen aber nur wenige den Schritt raus aus der Routine und rein in einen neuen Beruf, ein neues Unternehmen – vielleicht sogar das eigene. Sie hadern lieber weiter mit sich, statt ihrer Leidenschaft auf die Sprünge zu helfen. Die unterschwellige Unlust an der Arbeit ist längst ein Massenphänomen. Privattelefonate im Büro, Dienst nach Vorschrift oder Jammern über die berufliche Situation – all das sind Symptome einer inneren Kündigung. Nur eine Minderheit ist vollkommen zufrieden mit ihrem Job, ergab eine Studie des Geva-Instituts. Liegen die Schweizer im Arbeitszufriedenheitsindex weltweit gesehen zwar relativ weit oben, beklagen sie vor allem beim persönlichen Handlungs- und Entscheidungsspielraum Defizite. Jeder Dritte bewertet seine Freiheiten im Job neutral oder negativ.

 

Den Motivationsknick erleben Fach- und Führungskräfte inzwischen „immer früher», sagt Hugo Bühlmann, Innovations- und Projektberater aus Wittenbach. Heute gelten Mitarbeiter mit 50 schon als „alt», deshalb seien Zweifel mit Anfang 30 „völlig normal» sagt Haas, ein Experte für Work-Life-Balance, der etliche Führungskräfte schon durch persönliche Krisen gesteuert hat. Orientierungslosigkeit, Sinnleere und die immer gleichen Arbeitsrituale drosseln den eigenen Antrieb und führen auf Dauer zu Frust. Auch Dauerstress sorgt dafür, dass solche Warnsignale verdrängt werden. Im Extremfall droht ein Burnout. Nur: Die wenigsten Gestressten ziehen rechtzeitig die Leine. Der Glaube, nicht anders zu können, lasse „die Menschen im Hamsterrad eher nur noch schneller laufen», sagt Haas.

 

Doch es geht. Das erfordert allerdings den Mut, aus dem laufenden Rad zu springen. Allein bei dem Gedanken schrecken schon viele zurück. Sie fürchten den Ausstieg aus der Komfortzone und den biografischen Bruch. Dabei geht es, ihnen mit der inneren Kündigung keinen Deut besser: Sie führt letztlich in eine berufliche Sackgasse und psychologische Abwärtsspirale. Die berufliche Unzufriedenheit ist immer auch eine Chance. Nutzen kann sie, wer seiner Begeisterung konsequent folgt, wer dabei Unterstützer findet und den neuen Weg maßvoll strukturiert und umsetzt. Hauptantrieb ist die eigene Leidenschaft.

 

Einen radikalen Schlussstrich unter seine Karriere setzte 2003 auch der erfolgreiche Arzt Markus Studer. Der ehemalige Herzchirurg und Leiter einer Privatklinik in der Schweiz wollte den„ Job nie bis zum Ende seines Berufslebens machen». Irgendwann seien geistige und physische Fitness mit dem hohen Anspruch als Operateur „nicht mehr vereinbar gewesen», sagt er. Der Arzt machte parallel zu seinem Medizinerjob eine Ausbildung zum Lkw-Fahrer, suchte potenzielle Kunden, für die er fahren kann, und kaufte sich einen roten Mercedes Actros. Heute tourt der Ex-Herzchirurg als Lastwagenfahrer fünf Tage in der Woche durch Europa, transportiert im Tankwagen Flüssiglebensmittel und erlebt im Alltag eine „neue Lebensqualität». Studer erfüllte sich damit einen Jugendtraum. Er hat schon immer gerne auch Automobilingenieur werden wollen. Als Arzt besuchte er Automessen und verschlang Fachliteratur. In seinem heutigen Job kann er sein Faible für Technik wunderbar mit der Leidenschaft fürs Reisen verbinden. „Als Arzt fehlte mir dazu immer die Zeit.»

 

Neuorientierung: Ein ganz neues Spiel beginnt…