Beratungspraxis Peter Haas-Ackermann

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Ein paar Anmerkungen in Bezug auf süchtiges Verhalten

Süchtiges Verhalten ist für mich an sich so wenig ein Therapiegrund, wie sonst irgendein x-beliebiges menschliches Verhalten, da das Universum keine „Pathologie“ kennt (Paul F. Dell). Vielmehr sind alle Zustände und Erscheinungsformen eines menschlichen Organismus (einschliesslich solcher die ein Beobachter als „pathologisch“ oder „schlecht funktionierend“ klassifiziert) in diesem Organismus (gilt auch für Familien und andere soziale Einheiten) „eingebaut“, was besagt, dass auch süchtiges Verhalten als zur Ganzheit des Organismus bzw. Universums zu betrachten ist und dieser Vollständigkeit keinen Abbruch leistet.

 

Nahe liegender Weise kann dann süchtiges Verhalten als Ausdruck der persönlichen Wahl verstanden werden, zumal jeder Mensch gute Gründe hat, unter den ihm erkennbaren und zur Verfügung stehenden Handlungsmöglichkeiten jeweils jene zu wählen, die für ihn am nützlichsten und sinnvollsten erscheinen. Anerkennt man die „Richtigkeit“ (Legitimation) so eines Denkens und Handelns im Wissen darum, dass jedes andere Denken und Handeln genauso erfunden und somit weder besser noch schlechter ist, dann erlaubt dies einem sich süchtig verhaltenden Mensch – sofern er will – neue Wege zu entdecken und einzuschlagen.

 

Andererseits wäre aber auch die Fortsetzung des aussergewöhnlichen Drogenkonsums (in den Augen anderer) für ihn nicht mehr Ausdruck von „Abhängigkeit“ und keine Wahl haben, sondern Ergebnis der eigenen (für Aussenstehende vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbaren)  W a h l.  Es wäre kein Leiden mehr an der Ausweglosigkeit des süchtig- sein Müssens (oder an einem anderweitigen Verhalten).

 

Diesem Konzept folgend, kann ich als Berater darauf verzichten, entscheiden zu wollen, was für den Gesprächspartner gut oder schlecht, richtig oder falsch, unnütz, krank oder sinnvoll ist. Es ist für den Organismus nicht erforderlich, die eine absolute, wahre Existenz zu „entdecken“; es gibt mehrere Möglichkeiten, in einer Umgebung zu überleben (u.U. erfolgreich zu existieren).

 

Jeder Mensch ist für sein Erleben des Lebens selber verantwortlich, weshalb jeder Mensch selber wählt, wie er lebt und ob ihm ein Angebot (z.B. beraterischer Dialog) passt oder nicht-passt. Abgesehen davon ist Kontrolle und kausale Bestimmbarkeit unmöglich, da Menschen keine trivialen Input-Output-Maschinen sind (Heinz von Foerster).

 

Von diesen Prämissen ausgehend, ist der/die Berater-in in der Lage, seinen/ihren Gesprächspartner ernst zu nehmen und ihn zu akzeptieren, wie er ist! Da auf richtig/falsch Bewertungen verzichtet wird, bleibt die Freiheit über mögliche Konsequenzen zu sprechen bzw. auf diese hinzuweisen (ohne Moral und Verurteilung).